Die Vögel wissen nicht, dass ich sie beobachte.
Ich weiß, es gibt keine Zufälle. Ich weiß, es gibt keinen starren Weg.
Als das Jahr 2022 sich neigte – so wie die Ehe – fing etwas Neues an. Durch Zufall entdeckte ich ChatGPT. Jetzt neigt sich wieder ein Jahr dem Ende zu.
Es ist kein Zufall, dass ich die Möglichkeit habe, allein zu sein.
Wenn andere vom Alleinsein reden und im selben Moment klingelt das Telefon, die Kinder rufen, die Eltern brauchen was – ist man dann allein? Genauso wenig, wenn man jeden Tag arbeiten muss, funktionieren muss, jemand sein muss.
Vielleicht kennt jemand das Gefühl: Man liegt zu zweit im Bett. Die Wärme eines anderen Körpers. Trotzdem fühlt man sich so einsam, dass es stockt in der Brust beim atmen.
Das ist nicht das Alleinsein, von dem ich spreche.
Manche Menschen haben das Glück – oder den Fluch, je nachdem, wo man in der Welle steht – eine Phase zu erleben, in der sie das richtige Alleinsein kennenlernen.
Ohne niemanden.
Der Kühlschrank brummt. Die Heizung rauscht. Sonst nichts.
Keiner bringt einen zum Lachen. Aber auch keiner zum Weinen. Außer man sich selbst.
Irgendwann, an einem Dienstag vielleicht, oder einem Sonntag – die Tage verschwimmen – sitzt man da. Und lacht. Über sich selbst. Über das ganze absurde Theater. Und dann fließen die Tränen. Kenne nicht den Grund. Nur – bei sich.
Vieles, was früher von Bedeutung war, verblasst. Die Meinungen der anderen. Die Erwartungen. Der ganze Lärm. Die ganzen Gedanken, die nicht meine waren.
Und dann ist da diese winzige, helle Stelle.
Man geht auf sie zu. Zögernd erst. Dann schneller. Es wird immer heller.
Man dreht sich um. Sieht zurück auf den Weg.
Und dann sieht man sich um.
So viele neue Dinge.
Draußen hängen die Meisenknödel.
Die Spatzen streiten sich. Die Meisen warten. Flattern. Picken. Fliegen weg. Kommen wieder.
Ich stehe am Fenster. Fernglas in der Hand. Nirgendwo, wo ich sein muss. Niemand, der etwas von mir will.
Nur das hier.
Die Vögel wissen nicht, dass ich beobachte. Es ist ihnen egal. Sie machen einfach weiter. Leben.
Und da ist er wieder. Der Frieden.
Nicht Glück. Nicht Euphorie. Kein Wünschen.
Frieden.